Bernard de Montfaucon

 

Der französische Gelehrte und Paläograph Bernard de Montfaucon wurde am 16. Januar 1655 im Schloß Soulage in Languedoc geboren.  Als Sohn einer Adelsfamilie wurde er zusammen mit seinen Brüdern zu Hause erzogen und in die Wissenschaft eingeführt. So wurde seine Liebe für die Geschichte durch die Lektüre einer französischen Übersetzung der Vitae des Plutarch geweckt.
Nachdem er 1672 zuerst eine militärische Laufbahn eingeschlagen hatte, zwang ihn eine schwere Krankheit, diese zu beenden. 1676 trat er dem Benediktinerorden bei und erlernte in kurzer Zeit die griechische, hebräische, syrische, chaldäische und koptische Sprache und betrieb numismatische Studien. 1687 wurde er nach Paris gerufen und arbeitete unter der Führung von Jean Mabillon an einer Edition der griechischen Kirchenväter mit. Während eines dreijährigen Italienaufenthaltes lernte er u.a. Papst Innozenz XII. persönlich kennen und wurde zum Generalprokurator seines Ordens beim Heiligen Stuhl ernannt. 1718 publizierte er u.a. die Werke von Athanasius, Origenes und Johannes Chrysostomos sowie 1739 einen Katalog aller griechischen Handschriften der wichtigsten europäischen Bibliotheken. 1719 wurde er zum Mitglied der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres gewählt.
Eines seiner zentralen Werke, die „L'Antiquité expliquée et representée en figures“, in dem er mit ca. 1.120 Bildtafeln antike Objekte kommentierte, stieß bei Montfaucons Zeitgenossen auf derart großes Interesse, daß 1719 die 1.800 Exemplare der ersten Auflage in zwei Monaten vergriffen waren. Bereits 1722 erfuhr deshalb das zehnbändige Werk mit eine zweite Auflage, 1724 erschienen fünf Supplementbände. Im Jahr 1757 wurde in Nürnberg durch Johann Jacob Schatz eine stark gekürzte deutschsprachige Ausgabe herausgegeben.
Montfaucon,  der als Begründer der griechischen Paläographie gilt – sein Hauptwerk ist die Palaeographia Graeca sive de ortu et progressu litterarum graecarum von 1708 -, starb am 21. Dezember 1741 in Paris.

 

(M. Effinger)

 

Literatur von und über Bernard de Montfaucon im Bestand der UB Heidelberg