Tutorium Augustanum

Zentrale Einführungsliteratur

Voraussetzung der im Proseminar verfolgten methodologischen Zielsetzungen sind einigermaßen gesicherte Überblickskenntnisse und Strukturwissen in Alter Geschichte. Generell sind die aus der Schule mitgebrachten Vorkenntnisse heute oft erschreckend gering, bisweilen ist nicht einmal ein Wissen über grundlegende Periodisierungen der Geschichte vorhanden, sodass man sich überhaupt erst einmal darüber verständigen muss, was mit "Antike" eigentlich gemeint ist. Epochenbezeichnungen wie "Archaik", "Hellenismus", "Hohe Republik" usw. sind zwar wissenschaftlich gesehen nicht unproblematisch, aber aus pragmatischen Gründen für die Kommunikation doch unerlässlich. In einer Vorlesung sollte auch nicht mehr erklärt werden müssen, was ein Konsul ist. Sie sollten daher - ergänzend zum Besuch einer Grundkursveranstaltung - unbedingt mindestens ein geeignetes Handbuch gründlich lesen. Dafür bieten sich momentan an:

Leppin, Hartmut: Einführung in die Alte Geschichte (= C. H. Beck Studium), München 2015 (2. akt. Aufl.).
Bietet neben einem Abriss der griechischen und römischen Geschichte auf 111 Seiten auch einen Überblick über Quellengattungen und Grundwissenschaften, sowie einen kurzen Abschnitt zu Studienpraxis und möglichen Berufsfeldern. Trotz ihrer hohen Qualität kann eine Darstellung in dieser Kürze nur ein allererster Einstieg sein. Vor allem ist zu bedenken, dass Kürze zumeist auch mit einem größeren Grad an Selektivität und Kompression einhergeht: Gerade für den Anfänger sind daher ausführlichere Darstellungen oft besser verständlich. Empfohlen sei daher ausdrücklich:

Gehrke, Hans-Joachim/Schneider, Helmuth (Hgg.): Geschichte der Antike. Ein Studienbuch, Stuttgart/Weimar 2019 (5. durchg. u. erw. Aufl.).
Beste wissenschaftliche Überblicksdarstellung in deutscher Sprache mit vielen Karten und Abbildungen. Als Handbuch zum Lernen und Nachschlagen für Studenten und Lehrer unverzichtbar. Vor allem für Staatsexamenskandidaten auch für die Prüfungsvorbereitung sehr nützlich. Zur Anschaffung dringendst empfohlen! Auf das Studienbuch zugeschnitten ist eine von denselben Herausgebern betreute Quellensammlung: Geschichte der Antike - Quellenband, Stuttgart/Weimar 2013 (2. erw. Aufl).

Wirbelauer, Eckhard (Hg.): Oldenbourg Geschichte Lehrbuch: Antike, München 2010 (3. Aufl).
Inhaltlich bietet das OGL weniger eine Alternative als eine Ergänzung zu Gehrke/Schneider, da nach einer extrem knappen ereignisgeschichtlichen Einführung vor allem Themenfelder aus dem Bereich der Historischen Anthropologie behandelt werden. Es geht also weniger um Politik- als um Mentalitätsgeschichte sowie antike Lebenswelten. Damit spiegelt das OGL freilich aktuelle Forschungstendenzen viel besser wieder als vergleichbare, eher der traditionellen Politikgeschichte verhaftete Werke. Wem es also weniger um staatsexamensrelevantes Wissen als um einen Überblick über die gegenwärtige Entwicklung des Faches zu tun ist, der ist hier richtig.

eManual Alte Geschichte: http://emanualaltegeschichte.blogs.uni-hamburg.de.
Überblicksvorlesung zur Alten Geschichte als Folge von Podcasts, ergänzt um exemplarische Quelleneinheiten und eine Basisbibliographie. Das Projekt il-lustriert die Vor- und Nachteile von Online-Lehre: Positiv ist die freie Verfüg-barkeit sowie die Unabhängigkeit von Zeit und Ort, die auch eine Anpassung der Lerneinheiten an eine durchschnittliche Konzentrationsspanne ermöglicht. Negativ ist der notwendig strikt frontale Charakter des Unterrichts, der jede Interaktion ausschließt. Wohl aus urheberrechtlichen Gründen zeigen die Podcasts keine Präsentation mit Quellenmaterialien und Karten, sondern nur den Dozenten. Das eManual kann daher zum gegenwärtigen Zeitpunkt klassische Präsenzlehre oder Buchpublikationen keinesfalls ersetzen.

 

Darauf aufbauend werden in einem Proseminar die für den Althistoriker notwendigen handwerklichen Fähigkeiten grundgelegt. Es geht also um die Erarbeitung von Kenntnissen über Hilfsmittel und Methoden, aber auch um Anstöße für eine theoretische Durchdringung der eigenen Tätigkeit als Historiker. In einem ersten Schritt soll Sie das Tutorium Schritt für Schritt in das Fach einführen. In einem zweiten Schritt sollen Sie anhand des von Ihnen gewählten Referatsthemas das im Tutorium Gelernte anwenden und vertiefen. Parallel zu diesem Reader lohnt sich die Konsultation folgender Publikationen:

Blum, Hartmut/Wolters, Reinhard: Alte Geschichte studieren, München 2021 (3. überarb. und erw. Aufl.).
Hervorragende Einführung in Gegenstand, Methoden sowie Hilfs- und Schwesterwissenschaften der Alten Geschichte. Ein übersichtliches Layout und aussagekräftige Bilder laden zum Lesen ein.

Kuhle, Antje/Lindner, Martin: Alte Geschichte. Quellen – Methoden – Studium (= UTB M), Göttingen 2020.
Führt sehr praxisnah in das Fach und sein Studium ein. Berührt sich mit diesem Tutorium in der Orientierung der Gliederung an den Quellengattungen und Hilfswissenschaften.

Günther, Rosmarie: Einführung in das Studium der Alten Geschichte, Paderborn 2009 (3. überarb. u. akt. Aufl.).
Exzellente, da anschauliche Einführung zum Selbststudium mit vielen konkreten Quellenbeispielen und Illustrationen. Lange Zeit ein Standardwerk in althistorischen Proseminaren, mittlerweile zwar nicht inhaltlich überholt, aber in Duktus und Aufmachung etwas angetagt.

Basiswissen Proseminar Alte Geschichte: http://hup.sub.uni-hamburg.de/opus/volltexte/2008/86/html/start.htm
Elektronisches Lernmodul, das eine Vielzahl an Materialien in Form von PDF-Dateien zur Verfügung stellt.

 

Die genannten Werke behandeln auch elekronische Ressourcen. Ausschließlich diesem Thema gewidmet sind:

Gantert, Klaus: Elektronische Informationsressourcen für Historiker (= Bibliotheks- und Informationspraxis 43), Berlin 2011.
Listet nicht nur konkrete Datenbankangebote auf, sondern führt auch in Grundbegriffe und -prinzipien der Literaturversorgung und der Benutzung von Datenbanken generell ein. Grundsäzlich sehr nützlich, doch spiegelt das Werk mittlerweile auch schon wieder den Ist-Stand vor einem Jahrzehnt.

Oehlmann, Doina: Erfolgreich recherchieren - Geschichte, Berlin 2012.
Grundsätzlich sehr ähnlich. Bisweilen in Erklärungen und Tipps etwas oberflächlich.

Schröter, Marcus: Erfolgreich recherchieren - Altertumswissenschaften und Archäologie, Berlin 2017.
Führt praxisnah in die altertumswissenschaftliche Literaturversorgung und Quellenrecherche ein. Unter den genannten Werken aufgrund des klaren fachlichen Fokus sicher die beste Wahl.

 

In der Hausarbeit, mit der ein Seminar im Regelfall abgeschlossen wird, sollen Sie vor allem dokumentieren, dass Sie das Gelernte anwenden können und zur Abfassung eines wissenschaftlichen Textes im strengen Sinne – also mit vollständiger Dokumentation der verwendeten Quellen und Sekundärliteratur – in der Lage sind.