Einführung

Das Sprach- und Aussprachegefühl eines deutschen Muttersprachlers lässt sich nicht ohne Weiteres auf das Lateinische übertragen. Sprachrhythmus und Akzentuierung stimmen oftmals nicht überein. Deshalb können sich bei unreflektierter Übertragung deutscher Aussprachegewohnheiten schnell Bedeutungsabweichungen, - unterschiede oder gar Fehler ergeben. Gerade die Verteilung der Vokallängen und –kürzen mag in manchen Fällen kontraintuitiv erscheinen. So sprechen wir im Deutschen von dem Glōbus, im Lateinischen von dem glŏbus, im Deutschen von der Rōse, im Lateinischen von der rŏsa. Weitere „falsche Freunde“ bezüglich der Aussprache finden sich in dem entsprechenden Unterkapitel.

glŏbus vs. Glōbus

rŏsa vs. Rōse

Eine weitere Problematik beim Übergang von der deutschen zur lateinischen Aussprache besteht in der Verknüpfung von Lautketten. Während im Deutschen eine lautliche Trennung die einzelnen Lautsequenzen segmentiert, wird eine derartige Zäsur im Lateinischen lautlich nicht realisiert. Deshalb entsteht besonders beim Hören südeuropäischer Sprachen bei deutschsprachigen Sprechern der Eindruck, man „rede ohne Punkt und Komma“, während umgekehrt die deutsche Sprache „abgehackt“ erscheint. Diesen Unterschied möchten wir anhand dreier Beispielsätze – einmal in deutscher, konträr dazu in französischer und lateinischer Sprache – verdeutlichen.

Deutscher Satz

Französischer Satz

Lateinischer Satz

Im Wechsel von der deutschen zur lateinischen Aussprache gilt es, diese lautliche Segmentierung des Deutschen zu überwinden, um sich so den „Fluss“ der südeuropäischen Sprachen anzueignen.

Im Folgenden werden die Grundlagen der lateinischen Aussprache thematisiert, die sich in der Einführung in die vier Unterkapitel Quantitäten, Wortbetonung, Vertiefung Rhythmus und Lautlehre untergliedern.