Verlagsgeschichte

Die Geschichte des Verlags J. C. Hinrichs in Leipzig ist bisher nicht wissenschaftlich untersucht worden. Die folgenden Angaben basieren auf der Darstellung der langjährigen Mitarbeiterin des Verlags Lucie Geist: „Ein Geschäft recht geistiger Natur“. Zum 200. Jahrestag der Gründung des J. C. Hinrichs Verlags Leipzig 1991.

1791 hatte August Leberecht Reinicke eine Buchhandlung in Leipzig gegründet, in die er 1796 Johann Conrad Hinrichs als Gesellschafter aufnahm. Ab 1801 führte Hinrichs das Geschäft unter seinem Namen weiter. Nach seinem Tod im Jahr 1813 übernahm seine Witwe die Führung der Buchhandlung, in die bereits 1805 ihr Neffe Adolf Rost als Lehrling eingetreten war. 1819 wurde Rost Teilhaber des nun unter J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung firmierenden Geschäfts. Von nun an und bis zum Tod von Gustav Rost 1943 führten Angehörige der Familie Rost die Buchhandlung und den ab den 1860er Jahren davon getrennt geführten Verlag J. C. Hinrichs. Dieser hatte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufgrund der Herausgabe von Verzeichnissen neu erschienener Bücher einen erheblichen Bekanntheitsgrad im deutschen Buchhandel erreicht, spezialisierte sich aber zunehmend auf die Fachgebiete Theologie, Ägyptologie und Orientalistik.

Mit Gustav Rost, der 1934 erst 42-jährig starb, endete eine lange verlegerische Familientradition. Er hatte versucht, durch die Wiederaufnahme traditioneller Reihen die Folgen des Ersten Weltkriegs zu überwinden, und gleichzeitig Neuerungen u. a. in der Außendarstellung des Verlags eingeführt. 1937 konnte der Gothaer Verleger Leopold Klotz als Geschäftsleiter gewonnen werden. Er entwickelte die wichtigen Veröffentlichungsreihen fort. In den folgenden Jahren erschienen - unter immer schwierigeren Bedingungen - noch bedeutende Einzelveröffentlichungen. Eine tragische Zäsur in der Geschichte des Verlags bildete die Zerstörung des Verlagsgebäudes durch den Bombenangriff auf das Leipziger Graphische Viertel am 3./4. Dezember 1943, bei dem auch fast das ganze Verlagsarchiv verbrannte. Am 15. Dezember 1943 berichtete Leopold Klotz: Unser Verlagshaus stand fünf Tage und Nächte in Flammen […]. Und so viele, viele Dinge, an denen das Herz hängt, sind gewesen!

Zum Zeitpunkt des Kriegsendes lag der Verlag danieder, die Bestände waren weitgehend vernichtet. Klotz gelang es zwar, eine Verkaufslizenz für den Verlag zu erhalten, nicht aber eine Lizenz zur Wiederaufnahme der Produktion. Stattdessen wurde ihm nahegelegt, sich mit dem 1946 gegründeten Akademie-Verlag in Berlin in Verbindung zu setzen, dem im entstehenden Verlagssystem der SBZ / DDR die Funktion des zentralen Wissenschaftsverlags zugewiesen worden war. 1956 starb Leopold Klotz, und nachdem die verbliebenen Kommanditistinnen nach Westdeutschland übergesiedelt waren, ging fast der gesamte Verlag in staatliches Eigentum über und wurde treuhänderisch durch den Akademie-Verlag verwaltet. Die Redaktion der Theologischen und der Orientalistischen Literaturzeitung verblieb in Leipzig, die langjährige Mitarbeiterin und spätere Prokuristin Lucie Geist bearbeitete zudem Lizenzierungs- und Nachdruckanfragen. Mit ihrem Ausscheiden aus dem Verlag J. C. Hinrichs im Alter von 75 Jahren endete auch dessen Zeit.

(Thekla Kluttig)

Ausführlichere Informationen zur Verlagsgeschichte können Sie der Einleitung zum Online-Findbuch im Archivinformationssystem des Sächsischen Staatsarchiv entnehmen.