Tutorium Augustanum

Hilfsmittel und Bestimmung

Neuere numismatische Fachliteratur kann über die allgemeinen bibliographischen Datenbanken APh, Gnomon und Dyabola erschlossen werden. Sehr nützlich sind aber auch die altertumswissenschaftlich relevanten Rubriken des seit 1947 erscheinenden Bulletins Numismatic Literature (NumLit), das auch viele Abstracts bietet. Die neuesten Bände sind unter http://www.numismatics.org/Numlit/Numlit konsultierbar. Ferner ist die Reihe A survey of numismatic research zu erwähnen, in der in Fünfjahreszyklen seit 1967 jeweils die neueste Literatur referiert wird. Zur griechischen Numismatik steht - allerdings nur in gedruckter Form - eine kommentierte Bibliographie von William E. Daehn zur Verfügung (Annotated bibliography of ancient Greek numismatics, Lancaster 2012).

Als äußerst nützliche lexikalische Hilfsmittel stehen für die praktische Arbeit zur Verfügung:

  1. Melville-Jones, John R.: A dictionary of ancient Greek coins, London 1986.
  2. Leschhorn, Wolfgang/Franke, Peter R.: Lexikon der Aufschriften auf griechischen Münzen (Lexicon of Greek Coin Inscriptions). Bd. 1: Geographische Begriffe, Götter und Heroen, mythische Gestalten, Persönlichkeiten, Titel und Beinamen, Agonistik, staatsrechtliche und prägerechtliche Formeln, bemerkenswerte Wörter (= Denkschriften der philsosophisch-historischen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 304), Wien 2009 (2. überarb. Aufl.).
  3. Leschhorn, Wolfgang: Lexikon der Aufschriften auf griechischen Münzen (Lexicon of Greek Coin Inscriptions). Bd. 2: Ethnika und "Beamtennamen" (= Denkschriften der philsosophisch-historischen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 383), Wien 2009.
    Enthält auch einen Anhang mit Nachträgen und Korrekturen zu Band 1.
  4. Melville-Jones, John R.: A dictionary of ancient Roman coins, London 1990.
    Das Lexikon erklärt nicht nur Fachbegriffe der Numismatik, sondern auch Realien, die in Münzabbildungen bzw. -legenden auftreten. Es ersetzt damit:
  5. Stevenson, Seth W.: A dictionary of Roman coins, republican and imperial, London 1889.

Liegt eine Münze vor, muss diese zunächst bestimmt werden. Dazu sind folgende Angaben notwendig:

  • Material (AV ~ Gold, AR ~ Silber, AE ~ Bronze, OR ~ Orichalcum)
  • Nominal (z. B. Obolos, Drachme, Stater, As, Sesterz, Denar, Aureus)
  • Gewicht
  • Durchmesser
  • Legende (mit Laufrichtung!) und Bildbeschreibung Avers
  • Legende und Bildbeschreibung Revers

Nun kann geprüft werden, ob der vorliegende Typ in den großen Münzpublikationen (s. Kap. 7.4) bereits erfasst ist. Für den Fachnumismatiker können darüber hinaus noch andere Merkmale der Münze, wie z. B. die Achsabweichung zwischen Avers und Revers, von Interesse sein.

Münzen entstehen in der Antike meist durch Prägung (Ausnahme: frühes römisches aes grave), und zwar dergestalt, dass der erwärmte Schrötling zwischen Unter- und Oberstempel gelegt, und dann durch Hammerschlag der eigentliche Prägevorgang durchgeführt wird. Der Unterstempel fungiert dabei als Matrize für die Vorderseite (Avers/Obvers), der Oberstempel als Matrize für die Rückseite (Revers). Da der Oberstempel die ganze Wucht des Aufschlages zu tragen hat, verschleißt er in der Regel früher als der im Amboss geborgene Unterstempel. Daraus folgt, dass Unterstempel länger in Gebrauch waren als Oberstempel, und sich daher aus den verschiedenen Stempelkombinationen eine relative Chronologie innerhalb einer Münzserie erarbeiten lässt.