Gotthelf Bergsträsser

Der Orientalist Gotthelf Bergsträsser (1886-1933) hatte bereits im Frühjahr 1910 erste Kontakte mit dem Leipziger Verlag J. C. Hinrichs. Details zur Drucklegung seiner Dissertation über Die Negationen im Ḳur'ān: ein Beitrag zur historischen Grammatik des Arabischen wurden abgestimmt und Korrekturfahnen ausgetauscht. Im Februar 1911 wurde die Dissertation bei August Pries, Buchdruckerei in Leipzig, gedruckt; der Verlag J. C. Hinrichs trat nicht in Erscheinung. Zu diesem Zeitpunkt war bereits vorgesehen, dass eine erweiterte Fassung der Arbeit als Heft 4 des fünften Bandes der Leipziger Semitistischen Studien bei J. C. Hinrichs erscheinen sollte.

1912 wurde Bergsträsser Privatdozent für semitische Sprachen an der Universität Leipzig und begann 1914 eine Studienreise nach Konstantinopel, Syrien und Ägypten. Der Verlag verfolgte das berufliche Fortkommen seines Autors interessiert: Als im Oktober 1912 in den Leipziger Neuesten Nachrichten ein Hinweis auf die Ernennung Bergsträssers zum Privatdozenten und die Erteilung der Venia Legendi für semitische Sprachen erschienen war, ergänzte man im Verlag die „Mappe Bergsträsser“ um den Zeitungsausschnitt und nutzte den Anlass, Bergsträsser schon am folgenden Tag zur Habilitation zu gratulieren und anzufragen, „ob nicht Ihr gefl. Beitrag für die ‚Semitistischen Studien‘ zu Ende geführt werden könnte“. Das Erscheinen der erweiterten Fassung der Dissertation verzögerte sich noch bis in das Jahr 1914.

Ende 1915 wurde Bergsträsser Professor in Konstantinopel (Istanbul), darauf folgten Professuren in Berlin und Königsberg, Breslau, Heidelberg und München. Mit dem Verlag J. C. Hinrichs blieb er über zwei Jahrzehnte in intensivem Austausch, der thematisch ein breites Spektrum bis hin zur letztlich nicht realisierten Überarbeitung der Hebräischen Grammatik von Wilhelm Gesenius umfasste. Als Beispiel sei das Engagement Bergsträssers für die Orientalistische Literaturzeitung genannt. So übersandte Bergsträsser dem Verlagsleiter Gustav Rost im Januar 1921 einen Plan für eine neue Gestaltung der OLZ. Die 1898 von Felix E. Peiser begründete Zeitschrift brauchte einen neuen Chefredakteur, da Peiser schwer erkrankt war. Bergsträsser erklärte, dass es seine Arbeitsüberlastung ihm unmöglich mache, die Chefredaktion zu übernehmen. Er sprach sich für Walter Wreszinski als Alternative aus. Wreszinski wurde noch 1921 Herausgeber der OLZ und blieb dies bis 1931.

1933 starb Gotthelf Bergsträsser, noch keine fünfzig Jahre alt, bei einer Bergtour am Watzmann. Die im Bestand 22208 J. C. Hinrichs Verlag, Leipzig im Staatsarchiv Leipzig vorhandene Korrespondenz mit ihm umfasst die Jahre 1910 bis 1934 (fünf Akten mit insg. 969 Blatt). Ab 1914 verfasste Bergsträsser seine Briefe an den Verlag per Schreibmaschine – angesichts seiner Handschrift sicher zur Freude seiner Korrespondenzpartner.

(Thekla Kluttig)