Felix Perles

Der 1874 in München geborene Baruch Ascher Felix Perles war der Orientalistischen Literaturzeitung (OLZ) seit 1899 als Mitarbeiter verbunden und besprach zahlreiche Werke in der ab 1909 bei J. C. Hinrichs erscheinenden Zeitschrift. Perles hatte Theologie und semitische Sprachen in München, Breslau, Wien, Paris und Berlin studiert. 1899 wurde er Honorarprofessor der Albertus-Universität in Königsberg. Als Rabbiner der ostpreußischen Hauptstadt veröffentlichte er zahlreiche Publikationen zur jüdischen Geschichte und Literatur.

Perles sah in dem Assyriologen und Gründer der OLZ, Felix Ernst Peiser, einen „Lehrer, Fachgenossen und persönlichen Freund“. Mit Unverständnis beobachtete er, dass die OLZ zwei Jahre nach dem Tod des ursprünglichen Herausgebers auf dem Titelblatt den Vermerk „Begründet von F. E. Peiser“ entfallen ließ. In einem dreiseitigen Brief an den neuen Herausgeber Walter Wreszinski äußerte er sein Befremden darüber, dass der Verlag J. C. Hinrichs „plötzlich im Mai 1923 […] nachträglich so energisch von ihm [Peiser] abrückte“. Perles erinnerte daran, dass er sich während eines Aufenthaltes in New York "sowohl bei Prof. [Franz] Boas als auch bei Dr. Kohut mit Nachdruck und Erfolg für die OLZ in der allerschlimmsten Zeit einsetzte. Damals trug aber noch die OLZ den erwähnten Vermerk. Wenn ich mich jetzt abermals für die Zeitschrift […] einsetzen soll, so sehe ich es als Pflicht gegen […] Peiser an, alles in meinen Kräften stehende zu thun, um das ihm angetane Unrecht abzustellen."

Wreszinski reagierte mit wenigen kühlen und abweisenden Zeilen: "Ihre Zuschrift vom gestrigen Datum zeigt eine völlige Verschiedenheit unserer beiden Standpunkte. Sie stellen die persönliche Seite so in den Vordergrund, dass Sie die sachliche mit keinem Worte berühren, mir ist es allein um die Sache, den Dienst an der Orientalistik, zu tun." Allerdings war es doch eher Wreszinski, der persönlich reagierte: Intern notierte er: „Perles bekommt nichts mehr zum Referat“ für die OLZ, doch sei dies „vorläufig geheim zu halten“.

Trotz dieser Turbulenzen blieb der Kontakt bestehen und Perles verfasste weiter Besprechungen für die OLZ. Dabei taten die großen räumlichen Distanzen der Schnelligkeit der wissenschaftlichen Kommunikation keinen Abbruch: Am 9. Mai 1927 fragte der J. C. Hinrichs Verlag bei Perles an, ob das ihm von Gotthelf Bergsträßer zugesandte Besprechungsexemplar eines Deutsch-Hebräischen Wörterbuches für die OLZ bestimmt sei. Die Anfrage wurde Perles von Königsberg nach Jerusalem nachgeschickt und bereits am 23. Mai von ihm beantwortet.

Seine letzte erhaltene handschriftliche Postkarte an den Verlag vom 30. Oktober 1932 zeigt im Schriftbild die Spur seiner schweren Erkrankung, der Perles im Oktober 1933 erlag.

Die im Bestand 22208 J. C. Hinrichs Verlag, Leipzig  im Staatsarchiv Leipzig vorhandene Korrespondenz mit Perles umfasst die Jahre 1909 - 1934 (eine Akte mit 153 Blatt).

(Thekla Kluttig)