Tutorium Augustanum

Textlektüre und Übersetzungen

Um den ermittelten Quellennachweisen nachgehen zu können, werden Sie in der Regel eine Übersetzung benötigen. Um diese zu finden, stehen zunächst folgende Möglichkeiten zur Verfügung:

  1. Autorsuche im webOPAC der UB
  2. Notationssuche nach der RVK im webOPAC oder am Regal
  3. Literaturangaben in neueren Lexika (DNP und OCD4)
  4. Auch die deutsche Wikipedia enthält zu antiken Autoren oft sehr gut gepflegte Hinweise zu Textausgaben und Überstezungen.

ACHTUNG!!! Eine Schwierigkeit stellen auf den ersten Blick die in Sammlungen aufgeführten Fragmente dar, da von älteren Fragmentsammlungen – etwa der FGrHist – vielfach keine Übersetzungen existieren. Bedenken Sie aber: Ein Fragment muss irgendwo überliefert sein, meistens als Zitat bei einem anderen antiken Autor. Lokalisieren Sie daher in der Fragmentsammlung die Quelle des einschlägigen Fragmentes und prüfen Sie, ob eine Übersetzung dieser Quelle vorliegt. Das wird in der Regel der Fall sein.

Fast alle Werke antiker Autoren liegen in Übersetzung vor. Falls irgend möglich, sollte zweisprachigen Ausgaben der Vorzug vor einsprachigen gegeben werden. Die Benutzung von Übersetzungen ist schon aus arbeitsökonomischen Gründen völlig legitim – man liest in der Muttersprache leichter "diagonal". Zweisprachige Ausgaben ermöglichen aber bei wichtigen Passagen eine schnelle Verifizierung der Übersetzung am Originaltext. Achten Sie außerdem auf Anmerkungen (zur Verständnishilfe) und Indices (zum gezielten Auffinden relevanter Passagen). Einige Reihen sind besonders zu erwähnen:

  1. Sammlung Tusculum (neuerdings De Gruyter): zweisprachige Ausgaben (deutsche Übersetzung) mit Einführung, Anmerkungen, Indices und wichtigen Textvarianten; ein solides Arbeitsinstrument, das für den Studenten in der Anschaffung freilich meist zu teuer ist. Ein elektronischer Zugriff auf viele Bände ist je nach Lizenzierung über Tusculum Online (https://www.degruyter.com/serial/tusc-b/html) möglich.
  2. Bibliothek der Alten Welt – BAW (neuerdings De Gruyter): einsprachige Ausgaben (deutsche Übersetzung) mit Einführung und Indices.
  3. Edition Antike (Wissenschaftliche Buchgesellschaft): zweisprachige Ausgaben (deutsche Übersetzung) mit Einführung und teilweise (sehr knappen) Anmerkungen.
  4. Bibliothek der griechischen Literatur – BGL (Hiersemann Verlag): einsprachige Ausgaben mit Einführung, Anmerkungen und Indices.
  5. Loeb Classical Library – LCL (Harvard University Press): zweisprachige Ausgaben (englische Übersetzung) mit Einführung, Anmerkungen, Indices und wichtigen Textvarianten; die größte Sammlung zweisprachiger Ausgaben und zu einem vernünftigen Preis zu haben, doch leider handelt es sich oft um Reprints der Erstausgaben vom Beginn des 20. Jh. und die Qualität der Bände ist sehr ungleichmäßig – vor manchen älteren Bänden ist regelrecht zu warnen! Dies gilt umso mehr, als diese älteren Bände mittlerweile vielfach nach Ablauf des Urheberschutzes frei im Internet verfügbar sind (Auflistung und Möglichkeit zum Komplettdownload bei Loebolus: https://ryanfb.github.io/loebolus; Auflistung der DownLOEBables auch unter http://www.edonnelly.com/loebs.html). Die Qualität der neueren Bände ist durchgängig sehr gut. Ein elektronischer Zugriff auf den Text aller Loeb-Bände ist im Rahmen von http://www.loebclassics.com möglich (lizenzpflichtig).
  6. Collection Budé – CB (Les Belles Lettres): zweisprachige Ausgaben (französische Übersetzung) mit Einführung, Anmerkungen, Indices und kritischem Apparat (!); wer einigermaßen Französisch kann, sollte wann immer möglich zur CB-Ausgabe greifen.
  7. Scrittori greci e latini: ähnliches Konzept wie die CB, aber auf Italienisch.

Für die spätantiken Rechtsquellen:

  1. Behrends, Otto u.a.: Corpus Iuris Civilis: Text und Übersetzung, Heidelberg 1995-.
    Erschienen sind bereits die Bände mit den Institutionen sowie den Digesten 1-34.
  2. Frier, Bruce (Hg.): The Codex of Justinian: a new annotated translation [3 Bde.], Cambridge 2016-2019.
    Basiert auf der lange unpublizierten Übersetzung von Fred H. Blume. Dieses Werk ist zusammen mit anderen Materialien inzwischen unter http://www.uwyo.edu/lawlib/blume-justinian frei zugänglich.
  3. Pharr, Claude: The Theodosian code, Princeton 1952.

Für frühchristliche Autoren:

  1. Bibliothek der Kirchenväter: ältere Reihe mit einsprachigen Ausgaben (deutsche Übersetzung), digital verfügbar unter https://bkv.unifr.ch/de.
  2. Fontes Christiani: zweisprachige Ausgaben (deutsche Übersetzung) mit Einführung, kritischem Text, Anmerkungen und Indices.
  3. Sources Chrétiennes – SC: zweisprachige Ausgaben (französische Übersetzung) mit Einführung, kritischem Text, Anmerkungen und Indices.

Die Behauptung, man habe keine Übersetzung finden können, ist also in der Regel eine Ausflucht. Es gilt: "Wer suchet, der findet!" [Falls das wirklich einmal nicht zutrifft, konsultieren Sie den Seminarleiter: "Wer bittet, dem wird gegeben."]

Gerade bei zentralen Quellenpassagen schadet es nicht, auch mehrere Übersetzungen zu konsultieren. Auch bei völliger Unkenntnis der Alten Sprachen wird man so auf problematische und umstrittene Passagen aufmerksam.

Ausgezeichnete Hilfsmittel für das Auffinden geeigneter Textausgaben und Übersetzungen sind (neben dem Supplementband 2 des DNP):

  • Nickel, Rainer: Lexikon der antiken Literatur, Düsseldorf/Zürich 1999.
    Ein Werklexikon, das auf knappem Raum auch jeweils eine kurze Einführung in den jeweils in Frage stehenden Text gibt. Sehr, sehr nützlich!
  • Schütze, Oliver: Metzler-Lexikon antiker Autoren, Stuttgart 1997.
    Ein Autorenlexikon. Gerade für "ausgefallene" Texte bietet Nickel in der Regel mehr.
  • Döpp, Siegmar/Geerlings, Wilhelm (Hgg.): Lexikon der antiken christlichen Literatur, Freiburg i. Br. 2002 (3. volllst. neu bearb. u. erw. Aufl.).
    Komplementär zum Vorgenannten für die christlichen Autoren der Spätantike zu benutzen.