Robert Koldewey (1855-1925)

Robert Koldewey, der als ersten Berufswunsch Architekt werden wollte, studierte an den Universitäten Berlin, München und Wien Architektur, Kunstgeschichte und Archäologie. Ohne Abschluss wurde er zunächst Beamter beim Bauamt der Stadt Hamburg. Da ihm die theoretische Tätigkeit jedoch nicht lag, strebte er nach praktischen Berufserfahrungen und wurde Mitarbeiter bei den Ausgrabungen in Assos bei den amerikanischen Grabungsleitern Francis Henry Bacon und Joseph Thacher Clarke.
Aufgrund dieser Tätigkeiten bekam Koldewey 1885 vom Deutschen Archäologischen Institut den Auftrag, die Ausgrabungen auf Lesbos durchzuführen, wozu er die gesamte Insel vermaß und kartierte.
Mit Otto Puchstein nahm er 1892 Bauaufnahmen der griechischen Tempel in Unteritalien und Sizilien vor.
Für seine Verdienste erhielt er die Ehrenpromotion an der Universität Freibug. Trotz seines guten Rufs, musste er aus Geldnot eine Professur an der Bauschule in Görlitz annehmen, was seinem eher praktisch veranlagtem Naturell widersprach. Der Grabungsauftrag für Babylon änderte dies. In Babylon fand Koldewey die Prozessionsstraße mit dem Ischtar-Tor sowie die Paläste Nebukadnezars und die Fundamente des sowohl im Alten Testamen als auch bei Herodot erwähnten Turms zu Babel.
Auch heute noch gilt die Vorgehensweise Koldeweys bei den Ausgrabungen als vorbildlich.
In seinen Skizzenbüchern, die sich in Berlin befinden, ist eine große zeichnerische Begabung zu erkennen. Aus seinen Briefen und Berichten ist zu lesen, dass er nicht nur in seiner Arbeit, sondern auch in Verhandlungen ein großes Geschick hatte.
Koldewey starb unverheiratet und kinderlos. Aus seinem Nachlass geht hervor, dass er es gern gesehen hätte, wenn seine sterblichen Überreste in einer Rekonstruktion des Ischtar-Tors eingemauert worden wären. Stattdessen wurde er in einem Ehrengrab in Lichterfelde beigesetzt.

 

(K. Bemmann)

 

Literatur von und über Robert Koldewey im Bestand der UB Heidelberg


Literatur (in Auswahl)

Rottloff, Andrea
Die berühmten Archäologen, Mainz 2009, S. 83-86

Artikel zu Robert Koldewey